Wie Smartphones unsere Kommunikation verändern
Vor fünf Jahren zog ich nach Olching nahe München. Zuvor lebte ich in Weil, einem kleinen Ort mit nur rund 4.000 Einwohnern. Damals war ich (körperlich) auch noch etwas kleiner und sah alles irgendwie größerer, womit die Kleinstadt Landsberg am Lech mit ca. 115.000 Einwohner in meinen Augen schon groß war.
Meine Oma aus dem riesigen München kam uns ab und an besuchen und manchmal blieb ich auch ein paar Tage bei ihr in München. Bei ihr in München bleiben hieß immer mit der S-Bahn von Geltendorf nach München reinfahren und in München selbst öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. In der S-Bahn, U-Bahn oder Tram sah ich allerlei interessante Menschen. Von Geschäftsleuten in Anzug, über den normalen Jugendlichen bis hin zu älteren Damen wie meiner Oma. Die Leute lasen ihre Zeitungen, schauten aus dem Fenster und hörten vereinzelt Musik. Und ein weiterer Teil kam irgendwie mit seinem/ihrem Gegenüber ins Gespräch. Wenn man so nachdenkt, müssen das meist sehr Oberflächliche Gespräche gewesen sein, denn man kannte den oder die, der/die einem gegenüber saß ja nicht und die allermeisten dieser Menschen sah man auch nie wieder, da sich die Wege nach der Fahrt wieder trennten.
Nun zog ich, wie schon erwähnt, vor fünf Jahren in die Kreisstadt Olching von der aus ich mit der S-Bahn in rund zwanzig Minuten am Hauptbahnhof München bin. Da ich aufgrund der Nähe und der Tatsache, dass sich meine Schule in München befindet, fahre ich häufiger mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Man wartet am Bahnsteig, man sitze in U- und S-Bahn und wartet, bis man an seinem Ziel wieder aussteigt. Jedoch veränderte sich die Beobachtung, die ich vor über fünf Jahren, als ich mit meiner Oma unterwegs war, machte eindeutig. Wesentlich weniger Menschen sitzen mit einer Zeitung in der S-Bahn und auch die Anzahl der Menschen, die einfach aus dem Fenster schauen – und dabei dir Zeit vermutlich nutzen, um etwas Ruhe zu genießen – schwand. Dafür sieht man heute überwiegend Menschen mit einem Begleiter. Dem Smartphone. Es liefert Musik, zeigt einem die neuesten E-Mails, bietet Facebook, liefert einem die Nachrichten und natürlich auch das ein oder andere Spiel. Doch was es kaum noch in den öffentlichen Verkehrsmitteln gibt, sind Gespräche – die nicht am Smartphone geführt werden.
Die Meisten von uns werden dieses Phänomen kennen. Man setzt sich in die S-Bahn, und wenn man alleine unterwegs ist, ist das Erste was man macht: Sein Smartphone rausholen. Häufig nur um den Facebook Stream, in dem man bereits vor einer Stunde alles Mögliche uninteressante gelesen hat, erneut zu aktualisieren. Aber in ein Gespräch mit einem Fremden zu kommen? Meist Fehlanzeige. Die wenigen Male, in denen man in Gespräche kommt, sind meinst ältere Menschen, die noch kein Smartphone haben.
Szenenwechsel. Es ist Donnerstag Nachmittag ein paar Wochen, bevor ich diesen Beitrag schrieb. Ich saß mit zwei Klassenkameraden, wovon einer kein Smartphone besitzt, nachmittags in der Schule um noch einmal für die Englisch Speaking Abschlussprüfung zu üben. In dieser bekommt man ein paar Aufgaben vorgelegt in denen man in seinen Gegenüber sprechen sollen. Da wir zu dritt waren bot es sich an das zwei miteinander reden und der Dritte aufpasste, um Feedback zu geben. Als Stoppuhr (die Aufgaben haben Zeitbeschränkungen) nutzen wir mein Smartphone.
Als ich mit dem einem der Beiden beginnen wollte zu sprechen, schrieb der Dritte an seinem Smartphone noch schnell jemandem in Facebook oder WhatsApp. Soweit nichts ungewöhnliches. Doch der, mit dem ich sprechen sollte, der selbst kein Smartphone hat, war etwas irritiert, ob der Dritte nun aufpasst – oder eben nicht. Wenn man es sich genau überlegt, eigentlich auch kein Wundern, denn durch das Smartphone ist man ja scheinbar abgelenkt. Doch trotzdem passt man inzwischen auf die Welt um einen herum meist auf, trotzdem man mit seinem Smartphone beschäftigt ist.
Dies sind nur zwei der Beispiele aus unserem täglichen Leben, an denen ich in letzter Zeit merke, dass sich die Kommunikation durch Smartphones in unserer Gesellschaft verändert. Zum einen denke ich, schränken unsere Begleiter die Möglichkeit zufällig jemanden kennengelernten enorm ein. Zum Anderen merke ich auch an mir selbst, dass dieses Gerät einen Gewissen, gesellschaftlich akzeptierten, Suchtfaktor aufweist. Denn ich wage einmal zu behaupten, dass wir nicht im Stundentakt wissen müssen, was unsere Freunde auf Facebook machen. Und auch eine Antwort in Facebook/WhatsApp muss meines Erachtens nach nicht immer sofort geschrieben werden, sondern hat durchaus mal einen halben Tag Zeit. Damit sind wir auch beim dritten Punkt, der mir auffällt. Unsere Kommunikation mit Anderen wird immer asynchroner. Wir treffen uns weniger. Wir rufen den Anderen seltener an. Im Gegenzug schreiben wir dem anderen und er antwortet, wann er Zeit hat. Prinzipiell in meinen Augen zu befürworten, doch bei dieser Art der Kommunikation geht eines verloren: Die emotionale Ebene. Denn ein nettes Smiley kann weder eine Verlegenheit ausdrücken, noch kann es wirkliche Freude übermitteln.
In diesem Sinne: Lasst euch doch mal etwas mehr Smartphone freie Zeit in unseren öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich habe es in letzter Zeit versucht und dabei bemerkt, dass man der gewonnenen Zeit wesentlich intensiver über einzelne Themen nachdenken kann.