Pornos! Tabuthema der Jugend?
In sozialen Strukturen gibt es gewisse Dos und Don’ts. Dazu zählen auch Tabuthemen, über die schlicht und einfach nicht geredet wird. Und wenn es doch einmal jemand wagt, dann wird er schräg, teils sehr schräg, angesehen. Und je nach Kulturkreis in dem man sich bewegt sind diese Themen unterschiedlich.
In Deutschland war Jahrzehnte lang das Thema Behinderung ein absolutes Tabu. Wer ein behindertes Kind hatte, hatte dieses gefälligst zu verstecken, da es gesellschaftlich nicht gesehen werden wollte und sollte. Heutzutage sieht man auf den Straßen, in der S-Bahn oder auch im Netz hin und wieder mal einen mehr oder weniger Behinderten. Und es darf, gesellschaftlich akzeptiert, darüber gesprochen werden. Wie weit diese Gespräche gesellschaftlich gehen dürfen, wird aber durchaus verschieden gesehen – aus eigener Erfahrung.
Die Pornografie ist ein Thema, das mit der Fotografie des 19. Jahrhunderts zu wachsen begann und in Deutschland erst seit Ende der 1940er Jahre legal ist. Mit dem 20. Jahrhundert und dem Beginn des Bewegtbildes entstanden erste Pornokinos. Und seit der Jahrtausendwende sind, dank dem Internet mit den vielen Katzenvideos, Pornos für jeden zugänglich. Häufig kostenfrei und in fast unbegrenzter Vielfalt.
Was mir in den letzten Jahren, in denen ich ein wenig erwachsener wurde auffiel, dass neben dem Thema Sexualität, über das man sehr spärlich redet, die Pornografie ein Thema ist, das auch, um nicht zu sagen insbesondere, von Jugendlichen in Diskussionen gerne ausgespart wird. Dabei sollte man einen kurzen Exkurs in das deutsche Recht machen, das besagt, dass die Zugänglichmachung von Pornografie, Personen ab 18 Jahren vorbehalten ist und über Verfahren wie Postident (zur Post laufen, Zweck nennen, Ausweis herzeigen) bestätigt werden muss. Da die allermeisten Pornoseiten ihre Server aber nicht in Deutschland stehen haben und entsprechend ein anderes Recht gilt, reicht meist ein Klick auf Button wie „Yes, I am 18+“ um die Inhalte streamen oder runterladen zu können.
Um nun aber wieder auf das Thema Pornografie, Tabuthema und Jugendliche zurückzukommen: Ich glaube wir müssen uns nichts vormachen, dass sich bereits die Mehrheit der minderjährigen Jugendlichen ab Geschlechtsreife in Deutschland mindestens einen Porno angesehen haben. Einige mit denen ich bereits über dieses Thema geschrieben und geredet habe, meist männliche Gesellen, die ich über das Netz kennen lernte und noch nie im Reallife gesehen habe, sind gar der Meinung, dass das Konsumieren von Pornos unter den Jungs in unserer Jugend etwas Normales ist – wo ich durchaus zustimmen kann. Wenn man auf das letzte Jahrhundert zurücksieht gab es ja auch Dr. Sommer, der für Aufklärung sorgte. Heute ist das Material vielleicht etwas plastischer 😉
Dabei sind wir bei einem Thema wo viele, wahrscheinlich mehr von den etwas älteren Lesern hier, sagen werden: Dr. Sommer brachte Aufklärung, aber Pornos, really? Dabei muss ich sagen, dass es stimmt, dass als Aufklärung viel mehr praktische Beispiele gemeint sind, denn vor dem Beginn eines Pornos steht für gewöhnlich kein Hinweis, dass man Verhütungsmittel benutzen sollte. Auch denke ich (heute ausnahmsweise nicht aus eigener Erfahrung), dass das, was in pornografischem Material gezeigt wird, nicht der Sexualität entspricht, die man im echten Leben lebt, oder auch leben möchte. Jedoch erwartet man auch nicht, wenn man einen Stunt in einem Hollywood Film gesehen hat, indem der Protagonist z.B. unbeschadet einen dreifachen Überschlag mit einem Auto überlebte, diesen ebenso mal schnell machen zu können. Was ich mich jedoch frage, ob eine solche Bewusstheit bei den Meisten auch im Bezug auf Pornos vorhanden ist. Das ist denke ich auch der Kern von Studien, die sich damit beschäftigten, ob Pornografie schädlich ist. Ja so etwas gibt es wirklich (Link in den Fußnoten). Aber wir wissen ja alle: Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast.
Schlussendlich denke ich, ist dieses Bewusstmachen des Unterschieds von Porno und Reallife für Alle nur dadurch zu erreichen, dass das Thema gesellschaftlich diskutiert werden darf. Doch nachdem Pornografie ja nun mal ein Teil des Themas Sexualität ist, wird das bestimmt nicht von Heute auf Morgen geschehen. Doch vielleicht habe ich dadurch, dass ich hier meine Gedanken zu dem Thema, unter meinem echten Namen, einmal zu lesen freigegeben habe, etwas dazu beigetragen, dass auch du einmal (mehr) über dieses Thema redest!
Ich freue mich auf Kommentare – auch gerne unter Pseudonymen und mit Fantasie E-Mail-Adressen!
4 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
[ I tried to understand as much as possible using Google translate ] IMO, pornography cast an illusion on the mind of young people which often and usually result in some unhealthy attitude mainly towards the girls/women. As porn becoming more and more „normal“ in common day life, we often fail to draw a line between art and porn, between nudity and vulgarity.
For example, bright smiles which used to be seen in the old days advertisements are now being replaced with seductive gesture — look at the billboards!
Girls at young age are now more concern about their physical beauty than their intelligent capacity… even men are thinking the same.
I think, we need to be a bit more open, but well thought, to discuss about porn to the young in early ages to made a clear impression.
Absolutely right. I also think that we need a more open culture of discussion on this topic. A society in which one can talk easily about these issues.
The local party CSU already reacted on you blog post – that’s a pretty good lead time for a traditional party!
http://web.de/magazine/nachrichten/deutschland/17711986-csu-pornografie-eingeschraenkt.html#.A1000311
Oh, this it not nice. In GB a porn filter should be installed by default. And who to think, some sources say political censorship is included.