Anime, Kreativität und Simplizität
Vor ein paar Wochen stieß ich beim Aufräumen auf eine DVD eines Animes, den ich früher angesehen habe und die bei irgendeiner Zeitschrift mal beilag. Konkret handelte es sich bei der DVD um die erste Folge von Yu-Gi-Oh! GX. Es muss Ende 2006 gewesen sein, als ich diese zum Start von Yu-Gi-Oh! GX sah.
Da man Serien bei deren Erstausstrahlung ja bekanntlicher weise nur Woche für Woche ansehen kann und irgendwann Zeit oder Interesse abhandenkam, sah ich die Story, die in deutscher Sprache drei Staffeln umfasst, nie zu Ende. Durch die DVD kamen jedoch Erinnerungen auf und ich fing an, die erste Folge anzusehen und sah schließlich weiter.
Was mir dabei auffiel, was nach zehn Folgen auch nicht mehr sonderlich störte, ist dass die Folgen im 4:3-Format produziert wurden. Und auch die Bildqualität ist auf einer klassischen DVD, abgespielt auf einem FullHD Bildschirm, nichts Besonderes. Wobei dort meine eigentliche Beobachtung erst anfing. Animes basieren darauf, dass sie kein ultra-realistisches Bild haben, sondern mit wenigen Farben, Formen und Konturen auskommen. Dadurch ist auch eine DVD auf einem FullHD Bildschirm subjektiv betrachtet nicht so verwaschen, wie andere ältere Filme. Und trotz dieser großen Einschränkung des Bildes können in Animes tolle Geschichten erzählt werden – abgesehen davon, dass Yu-Gi-Oh! GX wahrlich kein besonders tief gehender Anime ist. Mit dem Hintergrund, dass ich ein Teil der Serien bereits sah, als ich zwölf Jahre alt war, packte mich die Story sogar und brachte mich zum weiter sehen. Was bei mir in den vergangenen Jahren eher die Seltenheit war (im Bezug auf Serien).
Das brachte mich etwas zum Nachdenken. Zum Nachdenken darüber, warum dies denn so ist, obwohl die Story nicht tief gehend ist und auch das Bild, wie beschrieben, sehr einfach ist.
Minecraft kennen wahrscheinlich die Meisten von euch. Dieses Spiel hatte für mich auch längere Zeit eine Faszination, wie ich es seither bei keinem anderen Spiel mehr hatte. Es zog mich wahrlich rein, sodass ich in den ersten Wochen nicht selten von dem Gedanken, was ich denn als Nächstes bauen könnte, abgelenkt war. Für jemanden der viel zockt wird das vielleicht komisch klingen, aber für mich als jemand, der nicht besonders viel Zeit in das Gaming steckt, löste sich eben diese Faszination für Minecraft aus.
Was haben Minecraft und Animes nun gemeinsam? Vielleicht sollte man kreative Designer auch noch dazu nehmen, da dessen Mittel häufig auch dasselbe ist, was bei Minecraft und, in meinen Augen, auch in Animes verwendet wird. Simplizität.
Manche Designer schränken sich bewusst in ihren Möglichkeiten ein. In Minecraft hat man (fast) nur größere und somit grobe Blöcke, die in ihrer Vielfalt eingeschränkt sind. Und in Animes bedient man sich demselben Mittel. Sie beschränken sich auf einfarbige grobe Flächen mit schwarzen Konturen. Und genau das, denke ich, regt die Kreativität an, sich um das, was man sieht, mehr auszudenken.
Animes bedienen sich auch einem weiteren Mittel. Sie machen Gefühle, da sie bildlich nicht all zu differenziert dargestellt werden können, hörbar. Ein Seufzen, Stöhnen oder ein Mhhh ist ein wesentlicher Bestandteil eines Animes.
Was folgt daraus für mich? Ich finde dies zeigt schön, dass man sich durchaus manchmal beschränken sollte um so mit den vorhandenen Mitteln kreativer umgehen zu können. Effizienter umgehen zu können. Es musst nicht immer komplex sein, sondern sollte sogar manchmal einfach einfach sein.