Besseres Netz durch National Roaming von o2 und E-Plus?
Im Oktober vergangenen Jahres schloss rechtlich die Telefónica Deutschland (o2) die Übernahme von E-Plus ab. Damit waren die Bahnen frei die beiden Unternehmen zusammenzulegen. Neben strukturellen Änderungen stand auch die Zusammenlegung der Mobilfunknetze auf der Agenda, was nun in Form eines national Roamings geschehen wird. Was das bedeutet und ob es damit womöglich ein drittes richtig gutes Netz neben dem der Telekom (D1) und Vodafone (D2) geben wird, möchte ich im Folgenden einmal betrachten.
Vorgehensweise der Zusammenlegung
Die Telefónica Deutschland hat in Tests der vergangenen Monate das sogenannte national Roaming in Altenkirchen und Augsburg ausprobiert. Praktisch bedeutet das, dass die beiden Netze o2 und E-Plus vorerst einzeln erhalten bleiben, jedoch die Kunden beide Netze nutzen können. Der Wechsel zwischen den Netzen funktioniert automatisch, ist für den Mobilfunknutzer jedoch erkenntlich. Der Name des Netzes, bspw. „o2-de“ bzw. „E-Plus“, wird um ein Plus ergänzt. Ältere o2 Kunden könnten diese Vorgehensweise noch kennen, denn von 1999 bis 2009 konnten deren Kunden in Gegenden ohne eigenes Netz das T-Mobile-Netz mit benutzen.
Anzumerken ist an der aktuellen Zusammenlegung, dass sich die Möglichkeit der Nutzung beider Netze auf die UMTS (3G) Netze beschränkt, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sich vorerst an der, in der Datenübertragung schnelleren, LTE (4G) Abdeckung nichts ändern wird. Außerdem tritt vereinzelt bei Kunden die Meldung „Die SIM-Karte befindet sich im Roaming-Modus“ auf, welche signalisiert, dass man im Ausland sei, was in der Regel mit hohen Kosten verbunden ist, in diesem Fall jedoch nicht zutrifft. Für Nutzer in Grenzgebieten ist dies jedoch ein Problem, da sie Gefahr laufen sich in ein Netz des Nachbarlandes automatisch einzuwählen und dann mit entsprechenden Roaming Kosten konfrontiert zu werden.
Besseres Netz durch das national Roaming?
Das Magazin teltarif.de berichtet, dass vor allem die o2-Kunden von der Zusammenlegung der UMTS-Netze profitieren. Dem Online-Portal liegen Unterlagen vor, welche aussagen, dass das o2-Netz vsl. eine 16% bessere UMTS-Netzabdeckung haben wird. Dies betrifft insbesondere ländliche Regionen, was daran liegt, dass E-Plus dort bislang wesentlich stärker als o2 vertreten war. E-Plus-Kunden sollen mit nur einer 3% besseren 3G-Abdeckung weniger stark profitieren. Bei der UMTS-Netzabdeckung in Räumen hingegen, insbesondere in städtischen Gebieten, sollen von o2 (16 Prozent) und E-Plus (14 Prozent) Kunden quantitativ ähnlich profitieren.
Wann findet die Zusammenlegung der Netze statt?
Die Aktivierung des national Roamings startete für alle Nutzer am 31.03.2015. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Nutzer umgehend davon profitieren, denn die neuen Netze sollen bei den Kunden von deren Providern innerhalb der nächsten Wochen aufgeschaltet werden. Dabei werden nicht nur Kunden, die direkt bei o2 oder E-Plus Kunden sind profitieren, sondern auch Mobilfunk-Discounter wie Simyo (E-Plus Netz) oder Netzclub (o2 Netz), die auf die beiden Netze aufsetzen. Diese bieten häufig deutlich günstige Konditionen an, setzen aber auf die im Vergleich zu den D1- und D2-Netzen deutlichen schlechter ausgestatteten Mobilfunknetze auf. Wie lange es jeweils konkret dauert, bis auch alle Kunden vom national Roaming profitieren, ist nicht bekannt. Jedoch erfolgt die Freischaltung der SIM-Karte für das andere Netz in jedem Fall automatisch, sodass die Kunden nicht aktiv werden müssen.
Aktuelles Fazit: Mäh.
Ich persönlich bin vor rund eineinhalb Jahren von o2 in das Telekom Netz gewechselt und spürte damit neben der besseren Netzabdeckung vielerorts eine merklich schnellere Verbindung. Den Zusammenschluss von o2 und E-Plus befand ich vergangenes Jahr aus Sicht der Netzabdeckung zunächst als guter Schritt. Sieht man sich die bislang bekannten Zahlen an, so habe ich meine Zweifel wie positiv sich der Zusammenschluss wirklich auswirkt. Zumindest aktuell. Längerfristig ist auch der Zusammenschluss der LTE-Netze und ein weiterer Ausbau dieser geplant, was nochmal einen Schub bringen könnte. Außerdem kommt durch den Zusammenschluss mit Drillisch ein weiterer Anbieter in den Markt der Mobilfunknetze, der das Geschäft beleben könnte. Der Aufbau eigener Netze braucht, wie man es in der Vergangenheit bei o2 sah, jedoch seine Zeit. Daraus resultierend scheint das richtig gute dritte Netz mehr nach Zukunftsmusik, trotzdem die aktuelle Zusammenlegung spürbar sein sollte.
Wie sich die Zusammenlegung praktisch auswirkt sollte man jedoch in einigen Monaten noch einmal beurteilen, wenn Netztests der einschlägigen Technikzeitschriften durchgeführt wurden, denn erst dann kann man eine klare Aussage darüber treffen wie viel die oben angegebenen Zahlen in der Praxis für die Kunden bringen.