Studieren: Ein persönliches Zwischenfazit
Nach der Beendigung meiner Schullaufbahn Mitte vergangenen Jahres stand für mich der nächste Schritt an: Das Studium. Konkret belege ich seit Oktober 2015 an der Hochschule für angewandte Wissenschaften München den Studiengang Wirtschaftsinformatik. Ein Studiengang, der sich aus zwei Disziplinen zusammensetzt: Der Betriebswirtschaftslehre und der Informatik. Zum Studieren muss man in zwei Denkrichtungen flexibel sein, was auch in dem breiten Spektrum aus Berufen, die man mit diesem Studiengang ergreifen kann, erwartet wird, da man die Schnittstelle zwischen den betriebswirtschaftlichen Fachabteilungen und der IT darstellt bzw. fachlich überschneidende Aufgaben ausübt.
Für mich, der sich immer mehr vorstellen kann langfristig in Richtung Projektmanagement mit einem informatorischen Schwerpunkt zu arbeiten, ein inhaltlich passender Studiengang – auch wenn ich verstehen kann, dass diese beide Themen für viele recht trocken wirken möchten. Ich bin nun in mitten des zweiten Semesters, was teil des Grundstudiums ist. In diesem gibt es noch keine spezifischere Ausrichtung des Studiengangs, weshalb ich gleichermaßen Betriebswirtschaftslehre, Informatik und mathematische Fächer, als Schnittmenge und Grundlage der beiden Themenbereiche, belegen muss.
Gestartet bin ich in das erste Semester mit Elan und Motivation endlich etwas zu lernen, das mich interessiert. Viel interessanter als das was in der Schule vermittelt wurde. Vielleicht war etwas zu viel Enthusiasmus dabei, denn letztlich musste ich feststellen das man, insbesondere im Grundstudium, wieder so einige Fächer hat durch die man mehr durch muss als möchte.
Was allgemein auffällt, ist, dass sich viele derer, die z.B. aus einer Ausbildung, einem Beruf oder der Selbstständigkeit bereits Praxiserfahrung haben (zu denen ich mich auch zählen würde), schwerer damit tun stumpf zu lernen, da manche Lehrinhalte zwar zum Fachgebiet gehören, aber weit ab von einer praktischen Handhabung sind. Genau diese Inhalte sich auch mit dafür verantwortlich, dass das Studieren manchmal einen faden Beigeschmack hat. In manchen Vorlesungen, in meinem Fall den mathematisch orientierten, muss ich sehen, dass ich mit dem Stoff mit komme, in anderen wiederum, meist technisch und betriebswirtschaftlich orientierten, frage ich mich ob ich überhaupt hin gehen sollte und dort doch immer wieder Dinge höre, welche den Begriff der Realität wahrscheinlich noch nie gehört haben – und nie hören werden.
Letztlich habe ich mich bereits im ersten Semester öfter gefragt: Warum tust du dir das eigentlich an? Die einfache Motivation besteht darin, dass in Deutschland Abschlüsse hoch angesehen werden bzw. benötigt werden um den Einstieg in bestimmte Berufsfelder zu nehmen. Was der Student Nummer 314.673 des Studiengangs in der Praxis kann spielt gefühlt eine zweitrangige Rolle. Dieser Zustand ist in meinen Augen kein positiver, jedoch wird man diesen im Alleingang nicht verändern können.
Ich habe Freunde und Geschäftspartner, die sich gegen diesen Weg entschieden haben, die sich nach ihrem Abitur und vereinzelt auch nach einer Ausbildung dazu entschieden selbstständig ihr Ding durchzuziehen. Ohne jeder oder nur mit einer Ausbildung in der Hand zu starten. Und das funktioniert auch. Ich würde einmal behaupten, bei den Arbeiten, die ich neben dem Studium an den Abenden und den Wochenenden verrichte, dass ich das auch locker packen könnte. Es bliebe jedoch wahrscheinlich dieses Gefühl im Notfall in der Papierhölle Deutschland keinen Abschluss zu haben. Und später noch zu studieren denke ich ist zu spät. Da bin ich raus. Desto mehr Praxis ich gesehen habe, desto weniger Bock werde ich auf so etwas wie studieren haben – das merke ich schon nach dem was ich bislang praktisch gearbeitet habe.
„Und was ist mit dem tollen Studentenleben, Jan?“, mag der eine oder andere fragen. Ich bin nicht der Typ, der feiert. Während es andere spannend finden, ist das für mich absolut langweilig. Mag vielleicht auch daran liegen, dass ich sowohl keinen Alkohol konsumiere als auch eine für mein alter vielleicht untypische Auffassung davon habe was Spaß daran macht einem anderen Menschen näher zu kommen. Viel lieber verwende ich meine freie Zeit auf Projekte in denen ich Sinn sehe – und habe auf meine Art Spaß.
Persönliches Zwischenfazit – tl;dr
Studieren muss halt, aber ich könnte mir schöneres vorstellen. Aka an interessanten Projekten arbeiten. Ich muss einfach die vsl. noch viereinhalb Jahre, wovon ein halbes Jahr Praktikum ist, bis zum Ende des Master Studiums durchziehen und dann wars das. Oder ich erfinde in der Zwischenzeit den nächsten Bringer am Startup Himmel und das Studium kann mich mal. Diese Einstellung heißen zwar meine Eltern nicht gut, aber wenn ein langfristig exponentiell wachsendes Projekt am Horizont erscheinen sollte, kann mich die Hochschule gern haben!
5 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Moin Jan,
ich habe auch studiert, aus meiner Sicht auch genau das richtige. Ich habe mir ein Fach ausgesucht, was mich interessierte. Ich habe nicht darauf geschaut, was man damit am Ende machen könnte. Das hätte auch nichts genutzt, denn am Ende des Studiums (ich habe es in der Regelstudienzeit, also 8 Semestern, abgeschlossen) sah die Welt draußen ganz anders aus als zu Beginn des Studiums. Mein Studiengang schloss mit dem ersten Staatsexamen. Dann hatte man zwar ein abgeschlossenes Studium, aber keine abgeschlossene Berufsausbildung. Dafür brauchte man noch ein Jahr Praktikum und das zweite Staatsexamen. Meine Überlegungen waren seinerzeit ähnlich wie Deine: Ich habe das der Vollständigkeit halber durchgezogen. Vorher allerdings habe ich, um Wartezeiten zu entgehen, mich noch auf eine Promotion eingelassen. Gebraucht habe ich das zweite Staatsexamen im Leben nie. Aber als Abiturient mit abgeschlossenem Studium und Promotion, aber ohne Berufsausbildung, wollte ich nicht ins Berufsleben starten. Ich erlebte aber ähnliche Momente wie Du: Ich musste Dinge lernen, die mich nicht wirklich interessierten, die mir auch schwer fielen (ja, auch bei mir u.a. die Mathematik).
Aber sei’s drum. Ich bereue keinen Schritt in meinem beruflichen Werdegang. Ich habe nie in meinem studierten Beruf gearbeitet. Trotzdem wäre ich ohne diesen Werdegang nicht dort, wo ich jetzt bin. Mit meinem aktuellen Job (in der IT-Branche) bin ich sehr zufrieden. Was will ich also mehr?
In diesem Sinne: Mache das, was Dir Spaß macht. Natürlich wirst Du auch da Dinge lernen müssen, die Du eigentlich nicht lernen möchtest, da kommst Du nie drumherum. Was Dir das Leben später bietet, wird sich zeigen. Ich bin überzeugt davon, dass Du Deinen Weg finden wirst.
Danke für deinen netten Kommentar, Franz. Ich denke genau so, dass man letztlich vielleicht – und insbesondere in meinem Fall mit breit gestreuten Interessen – nicht unbedingt das arbeitet was man studiert hat. Ich versuche das im kleineren Rahmen selbständig neben dem Studium zu machen, denn so, erhoffe ich mir, habe ich nach dem Studium schon mehr praktische Erfahrung um dann baldmöglichst damit voll durchzustarten, was mir am meisten liegt.
Als Oldie kann ich dir nur sagen, dass es sinnvoll ist, ein Studium durchzuziehen – das ist gelebte Impulskontrolle und ein Beweis für Durchhaltevermögen. Ganz abgesehen davon, dass du in diesen Jahren Menschen kennen lernst, die dir später weiterhelfen können. Ich darf das sagen, da ich ja selbst studiert habe – nicht das, was ich später machen wollte, sondern als Basis für den Journalismus. Ganz abgesehen davon: Nach dem Grundstudium wird’s interessanter. Die ersten beiden Semester sind ein Ausleseprozess. Danach kannst du dich ja spezialisieren und noch mehr das tun, was dir liegt.Einiges, was ich damals im Studium gelernt habe, hat mir später geholfen. Außerdem, ein Studium hilft, größere Zusammenhänge zu erkennen.
Antworten
Lol Jan, ich denke ich weiß was du meinst ☺ ohne Schein geben dir leider die wenigsten Leute die Chance zu zeigen was in dir steckt… Ohne Vitamin B bleibt man da zu leicht auf der Strecke bzw. die Möglichkeiten sind beschränkter… Wenn du nur noch in der Zeit Zeit für deine Hobbys findest während die anderen feiern dann muss das eben mal genügen. Lerne wenn der Rest lernt und mach deins wenn die anderen feiern… Wenigstens für die nächste Zeit, danach machst du wieder nur noch deins! Kopf hoch! ☺
Hallo Jan, ich habe gerade deinen Beitrag gelesen und muss sagen, dass dieses Gefühl wahrscheinlich normal ist. Ich kann so etwas, was das Studium betrifft, leider nicht ganz nachvollziehen. Allerdings habe ich auch vor meinem Start in das Studium eine Ausbildung gemacht, dann etwas gearbeitet und erst danach mein „Fachabitur“, deshalb bin ich vielleicht etwas desillusioniert in das ganze gestartet. Ich weiß allerdings was Arbeit heißt, wie nervig es ist bei Wind und Wetter auf irgendwelchen Baustellen Balkone oder Geländer etc. zu montieren und ich kann niemanden der geistig in der Lage ist, ein Studium zu schaffen, eine Ausbildung empfehlen.
Eine Ausbildung oder der direkte Weg in das Berufsleben sollte wirklich nur dann eine Alternative sein, wenn man geistig (noch) nicht in der Lage ist, sich auch mit Themen zu beschäftigen die einen vielleicht nicht immer 100%tig interessieren.
Was mich betrifft ist am Ende weniger wichtig, dass man einen Bachelor oder Master etc. hat, sondern das man in diesen 3 bzw. 5 Jahren gezeigt hat, dass man die Fähigkeiten besitzt sich in JEDES Thema einzuarbeiten. So einfach wie das klingt, merke ich immer wieder das es sehr viele Menschen gibt die diese Fähigkeiten nicht besitzen. Eine Ausbildung oder direkt in das Berufsleben zu starten, ist dann immer der einfachere Weg aber um sich zu beweisen ist ein Studium einfach unschlagbar.
Daher wünsche ich dir viel Glück, in deinem Studium und vielleicht siehst du ja das ganze jetzt weniger als „faden Beigeschmack“ des Studiums, sondern eher als Möglichkeit dich zu Beweisen.
PS.: Auch in einer Ausbildung hat man das Problem, dass der Großteil des gelernten weit ab von der Praxis ist, dazu kommen dort immer wieder teils sehr unfähige Berufsschullehrer…