Jugend Programmiert Lernpaket Gründer im Interview
Jugend Programmiert. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein im Juni 2015 auf Kickstarter mit über 16.000€ Euro finanziertes Projekt, das eine verständliche Anleitung zum Programmieren lernen – und das auf Deutsch – umsetzen wollte. Daraus entstanden ist das Jugend Programmiert Starter-Kit, das laut Aussagen der Gründer „die optimale Lösung für alle Menschen, die gerne Programmieren lernen möchten“ sei.
Das Kit beinhaltet das Jugend Programmiert Buch, welches in 52 Seiten die Grundlagen der Sprache Python erklärt, ein Online-Programm mit weiteren Lerninhalten, ein Cheatsheet, Kabel, LEDs, Buttons, ein vierzeiliges LCD-Display und eine Vielzahl von Sensoren, die man mit dem Raspberry Pi verwenden kann. Falls euch Details interessieren, hat Tony von Einplatinencomputer das Kit in seinem Blog etwas näher unter die Lupe genommen. Ich habe die Gründer des Projektes Samuel Brinkmann und Thorben Grodon heute im Interview.
Samuel und Thorben, wie kamt ihr auf die Idee Jugend Programmiert ins Leben zu rufen?
Alles hat mit einem Schulprojekt angefangen. Wir beide haben schon immer gerne mit Elektronik und Computern herumgespielt und haben deswegen ein Programmier-Wochenende mit Jugendlichen organisiert. In den drei Tagen hatten die Teilnehmer nicht nur viel Spaß, sondern konnten auch eine ganze Menge lernen. Daraufhin haben wir uns gesagt, warum nehmen wir nicht unser Konzept – Erklärungen in leichter Sprache mit praxisorientierten Beispielen – und stellen es möglichst vielen Menschen zur Verfügung. Gerade unter dem Aspekt, dass immer mehr IT-Fachkräfte benötigt werden, ist Programmieren nicht nur ein spannendes Hobby, sondern bietet auch eine gute Perspektive für die Zukunft.
Es gibt bereits diverse Blogs und Bücher wie man in die Welt des Programmierens einsteigt. Was macht Jugend Programmiert besonders, dass man gerade mit eurem Material den Einstieg wagen sollte?
Wir legen großen Wert darauf, die Inhalte in verständlicher Sprache zu vermitteln und alles an Beispielen zu erklären, die der Nutzer oder die Nutzerin auch selbst sofort ausprobieren kann. Meist hilft es halt doch am Meisten, etwas zu begreifen um es zu begreifen, es also anzufassen und auszuprobieren, damit man versteht, wie das funktioniert.
Mit dem Raspberry Pi und dem Arduino gibt es günstige und einfache Möglichkeiten, innerhalb kürzester Zeit zu lernen, wie beispielsweise Sensoren oder LEDs kontrolliert werden können und wie dadurch auch die direkte Umwelt beeinflusst werden kann. Auf diese Art und Weise werden abstrakte Programmierkonzepte für jeden Anfänger viel anschaulicher und leichter verständlich. Für die Teilnehmer unserer Workshops war es auf jeden Fall deutlich interessanter, LEDs zum Leuchten zu bringen, als “nur” einen Text auf einem Display zu verändern.
Warum habt ihr euch dafür entschieden den Einstieg in das Programmieren anhand von Python zu erklären?
Python eignet sich super für Programmieranfänger. Diese Sprache ist sehr strukturiert aufgebaut und dazu noch recht simpel. Der Programmcode muss nicht erst kompiliert werden, sondern kann sofort ausgeführt werden. Hinzu kommt, dass Zeichen wie Semikolons nicht gebraucht werden und mit eingerückten Codezeilen gearbeitet wird, was das Programmieren an sich deutlich einfacher macht. Auch gibt es zahlreiche Bibliotheken, die mit Hilfe wenigen Zeilen Code eingebunden werden können. Und mit der Kombination aus Python und einem Raspberry Pi bieten sich vielseitige Möglichkeiten, verschiedenste Projekte zu programmieren.
Schlägt man das Jugend Programmiert Buch auf, so ließt man keine Erklärungen darüber wie toll Programmieren sei, Algorithmen und andere noch weit entfernte Themen, sondern über Himbeerkuchen, die Idee einer Marsmission und Kühlschränke, die den Gesundheitszustand des Nutzers kennen. Was war euer Hintergedanke dabei an das Thema Programmieren in dieser Weise heranzuführen?
Für uns ist Programmieren und mit Hardware basteln das Lösen von Problemen und zwar eigentlich von unseren Problemen. Was wir versuchen, ist die Faszination zu vermitteln, eigenständig Probleme lösen zu können und die eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten zu erweitern. Auch wenn die Marsmission nun nicht mit dem Starterkit zu erreichen ist, zeigt es die Möglichkeiten, die uns Computer gegeben haben und in Zukunft geben werden. Da wird die Jugend von heute ihre Träume umsetzen und ihre Probleme lösen. Und das auf ihre ganz eigene Art und Weise, wahrscheinlich mit technischen Mittel, die wir heute noch gar nicht haben, einfach, weil Technik eine immer mehr wachsende Rolle in unserem Leben einnimmt.
Ihr habt gerade erst bzw. werdet dieses Jahr euer Abitur schreiben. Glaubt ihr auf Grund eures selbst noch jungen Alters Jugendlichen das Programmieren besser näherbringen zu können als andere Autoren, die entsprechende Lektüre verfassen?
Die Nähe ist auf jeden Fall hilfreich. Jugendliche, die im 21. Jahrhundert aufwachsen, werden einen ganz anderen Zugang zu und Umgang mit Computern und Technik haben und auch die Definition, was Verständlichkeit bedeutet, wird sich verändern. Wir sind kein Fan von dicken, alten Wälzern, die versuchen auf 1000 Seiten nur theoretische Grundlagen zu vermitteln. Und wir sehen, dass auch bei anderen Jugendlichen da wenig Begeisterung aufkommt.
Mal ehrlich: Glaubt ihr „die Kids von heute“ lernen gerne mit einem Buch programmieren? Wäre ein digitales Angebot, um an die Thematik heranzuführen, nicht viel sinnvoller?
Wir bieten den kompletten Inhalt des Buches und der anderen Kits auf unserer Lernplattform an. Und auch weitere Projekte sind dort zu finden.
Digitale Inhalte bieten eine ganz andere Herangehensweise, weil Links und Videos mit eingebunden werden können und der Platz nicht beschränkt ist, trotzdem bietet das gedruckte Werk andere Vorteile. Du kannst bei einzelnen Punkten schnell mal Notizen machen, rumkritzeln oder ein Eselsohr in die Seite machen. Darüber hinaus musst du nicht erst online irgendwo suchen, sondern hast das Buch einfach beiliegen.
Wir sind überzeugt davon, dass eine Kombination aus online und offline Inhalten die beste Möglichkeit ist, Lerninhalte zu vermitteln, einfach, weil beide Versionen ihre Vor- und Nachteile haben.
Plant ihr in Zukunft das Jugend Programmiert Starter-Kit noch weiterzuentwickeln oder gar weiterführende Inhalte zum Thema Programmieren anzubieten, um Jugendlichen mit eurer lockeren Art noch weiter die Materie schmackhaft zu machen?
Wir haben gerade im Dezember das Creator Kit herausgebracht, mit dem es noch weiterführende Inhalte und mehr Sensoren gibt. Für dieses Jahr sind weitere Kits sowohl im Arduino wie auch dem Robotik Bereich geplant und wir freuen uns schon sehr darauf. Ansonsten arbeiten wir immer an unseren (Online-)Inhalten und haben uns vorgenommen, mehr Projekte mit Anleitungen zu veröffentlichen.
Ich danke euch für das Interview! Wenn du nun Lust bekommen hast, gleich mit dem Programmieren zu beginnen, dann findest du das Starter-Kit und weitere Informationen auf der Jugend Programmiert Website.
Ich persönlich habe das Projekt seit dem Beginn der Crowdfunding Phase verfolgt und finde die Art, wie das doch eher als trocken geltende Thema Programmieren von Samuel und Thorben insbesondere Jugendlichen näher gebracht wird, klasse. Viele, nicht nur Jugendliche, schrecken bei hunderte Seiten dicken Wälzern eher zurück sich mit dieser Thematik zu befassen, doch angesichts dessen, dass es in unserer zunehmend digitalisierten Welt gesellschaftlich von immer größerer Relevanz wird, Grundzüge der Informatik zu verstehen, ist dies eine klasse Möglichkeit, an den Teilbereich der Softwareentwicklung heranzutreten.
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