Steve Jobs: Das Werk wandelte meine Meinung.
Vor exakt einem Jahr schrieb ich unter dem Titel Bye bye, Steve Jobs über den herannahenden Tod von Steve Jobs. Ein sehr kurzer Eintrag, welcher ein paar wenige Worte zu einem Mann sagen wollte, über den ich damals noch nicht viel wusste. Kurz nachdem er von uns gegangen war, kam dann eine Biografie von Walter Isaacson über ihn heraus, welche ich mir direkt vorbestellte. Ich schrieb im Blog, dass ich, für den Fall, dass ich Gefallen an ihr finden würde, darüber bloggen würde. Ich tat es bis zum heutigen Tag nicht, trotzdem ich äußerst großen Gefallen an dem Buch fand. Doch jetzt:
Steve Jobs wurde am 24. Februar 1955 in San Francisco, Kalifornien geboren. Er wurde nach seiner Geburt auf Grund von Unstimmigkeiten zwischen seinem Vater und dessen Schwiegervater unter der Bedingung, zu Akademikern zu kommen, zur Adoption freigegeben. Da seine eigentlich vorgesehenen Adoptiveltern vor der Adoption absagten, wurde Steve zu der Familie Jobs, welche nicht akademisch war, gegeben.
Seine Jugend wurde durch seine Faszination für die Arbeit und Mechanik seines Adoptivvaters geprägt. Nachdem er die Highschool abgeschlossen hatte, stellte er seinen Adoptiveltern ein Ultimatum. Entweder, er ginge auf das Reed College in Portland, welches der Familie finanziell viel abverlangen würde, oder auf keines. Da er nach dem Willen seiner leiblichen Mutter auf ein College gehen sollte, gaben seine Adoptiveltern nach. Dieses brach er jedoch schnell ab, da er an vielen Vorlesungen kein Interesse fand. Er durfte nach Verhandlungen mit der Universitätsführung jedoch weiterhin die Kurse besuchen, die ihm gefielen.
Anfang 1974 kam Steve ohne jede Qualifikation bei der Firma Atari (zu dieser Zeit einer der führenden Unternehmen in der IT-Branche) unter. Wieso er damals dort einen Job bekam, wusste niemand ganz genau. Nach der Rückkehr von einer geschäftlichen Reise in Europa lernte Jobs Steve Wozniak kennen, mit dem er kurze Zeit später eine Blue Box baute. Diese ermöglichte es kostenlos im Netz von AT&A zu telefonieren. Schon damals konstruierte und baute Steve Wozniak das Gerät und Jobs konzentrierte sich drauf, wie man aus dem Produkt Geld machen konnte.
1976 gründete Jobs zusammen mit Wozniak und Ronald Wayne in der Garage seiner Eltern Apple Computing – später nur noch Apple genannt. Das Ziel von Steve Jobs war es, Computer zu bauen, welche freundlich wirkten und für den Endanwender einfach funktionierten. Die Firma verkaufte erfolgreich mehrere Geräte, bis Apple 1984 den Macintosh vorstellte. Auf Grund der schlechten Verkaufszahlen begann ein Machtstreit, in dem Sculley Jobs aus der Firma drängte.
Daraufhin gründete Steve Jobs die Firma NeXT und investierte in Pixar. Mit Letzterer feierte er fast alle Erfolge im Bereich von computeranimierten Filmen seit Anfang des 21. Jahrhunderts. Beispielweise stammt Toy Story oder Findet Nemo aus seinem Haus.
1996 kaufte Apple unter Turbulenzen NeXT für rund 400 Mio. US-Dollar, wodurch Jobs wieder zu Apple zurückkehrte und schnell zum CEO erhoben wurde, obwohl er offiziell diesen Job nicht machen wollte und lange um ihn gebettelt werden musste. Unter seiner Führung wurden Produkte wie beispielsweise Mac OS X, der iMac, der iPod, iTunes, iPhone und das iPad eingeführt.
Jobs war seit 1991 mit Laurene Powell verheiratet, mit der er drei Kinder hatte. Des Weiteren hatte er ein uneheliches Kind. Steve Jobs lebte sehr fokussiert. Es gab Monate, in denen er sich ausschließlich der Arbeit, andere, in denen er sich ausschließlich seiner Familie widmete. Diese Lebensform führte er unter anderem auf seinen Glauben an den Zen-Buddhismus zurück. Des Weiteren war er strenger Vegetarier und in der Auswahl seines Essens sehr differenziert. Eines der für mich erstaunlichsten Dinge war seine Denkweise, welche einem Binärsystem ähnelte. Menschen in seiner Umwelt waren entweder Genies oder Trottel. Etwas dazwischen gab es kaum. Jedoch schätzte er Leute, die sich gegen ihn durchsetzten und dies mit sachlichen Nachweisen taten, sehr. Dasselbe galt auch für die Projekte in seinen Firmen.
Nicht vergessen werden darf bei dem Namen Steve Jobs auch sein, wie es Mitarbeiter von ihm tauften, Reality distortion field (Realitätsverzerrungsfeld). Es konnte beispielsweise Ingenieure, die sagten, dass sie eine Tätigkeit bis zum Ende der Woche nicht schaffen würden, soweit beeinflussen, dass sie Tag und Nacht arbeiteten und zumeist am Ende der Woche etwas für alle Beteiligten als unmöglich Erschienenes doch schafften. Zugleich hatte diese „Fähigkeit“ auch seine Schattenseite. Wenn z.B. ein Ingenieur ihm eine Idee präsentierte, konnte sie totaler Schwachsinn, die schlechteste Arbeit gewesen sein, die er je gesehen hatte oder sogar ein Kündigungsgrund sein. Und wenige Tage später präsentierte Jobs ein und dieselbe Idee, mit der Verbesserung kleiner Details, als seine eigene genialste Idee aller Zeiten. Das muss für viele sehr niederschmetternd gewesen sein…
2002 bekam Jobs die Diagnose Bauchspeichelkrebs. Es war eine besondere Form, welche durch eine Operation recht wahrscheinlich komplett entfernt werden hätte können. Würde der Tumor nicht entfernt werden, hätte er nur noch wenige Monate zu Leben, so die Ärzte damals. Doch Jobs verdrängte den Krebs und versuchte es mit Alternativmedizin. Er überlebte nicht nur Monate, sondern Jahre. 2004 erklärte er sich zu einer entsprechenden Operation einverstanden, wobei sich der Krebs mittlerweile stark ausgebreitet hatte und bereits Metastasen gestreut hatte. Im selben Jahr hielt Jobs seine berühmte Standford Rede, in der er erstmals öffentlich über seine Krankheit sprach. Damals sagte er folgende, in der Folge sehr bekannten Sätze:
„Niemand will sterben. Selbst Menschen, die in den Himmel möchten, wollen nicht sterben, um dahin zu kommen. Und doch ist der Tod das Ziel, dass wir alle gemein haben. Und so soll es auch sein, denn der Tod ist höchstwahrscheinlich die beste Erfindung des Lebens. Er bewirkt den Wandel. Er entrümpelt das Alte, um Platz zu machen für das Neue“
Darauf folgte ein jahrlanger Kampf gegen den Krebs, in der er sich mehrere Auszeiten nehmen musste, bis er am 05. Oktober 2011 der Krankheit erlag.
Schlussendlich wandelte ich meine Meinung, sowohl gegenüber Steve Jobs als auch gegenüber Apple. Bei Apple geht es darum, vollkommene Produkte zu schaffen, welche man auspackt und mit denen man umgehen kann. Ohne Fehlermeldung. Ohne Handbuch. Für alle intuitiv bedienbar. Der Preis, den man dafür neben finanzieller Sicht zahlt, ist jedoch groß: Entscheidungsfreiheit. Beispielsweise kann man außerhalb des Appstors keine Apps auf dem iPhone installieren und ist somit den Regeln und Zensuren Apples unterworfen. Aber es ist ein gnadenlos guter Weg, um Menschen mit funktionierenden Produkten glücklich zu machen. Lediglich die Leute, die hinterfragen, wieso was wie ist und diejenigen, die sich ihr System selbst gestalten möchten, finden Apple bescheiden.
Interessanterweise war Steve Jobs ein Mensch letzterer Art. Er wollte über alles Kontrolle haben und dazu zählten eben auch seine Produkte. Jedoch warb Apple von 1997 bis 2002 mit dem Slogan Think Different – denke anders. Das passte zu Steve Jobs, der schon immer etwas anderes dachte. Darüber bloggte ich auch schon in meinem Beitrag Tickt das Leben zu schnell für ausgefeilte Konzepte, oder war Steve Jobs ein Mensch einer anderen Zeit?
Steve Jobs ist für mich, insbesondere mit seiner konzentrierten und zielstrebigen Lebensart ein großes Vorbild. Er hatte viele Ecken und auch seine Produkte sagen mir auf Grund der Beschränkungen nicht zu, doch trotzdem verfolgte er ein Ziel, das er erreichte. Menschen glücklich zu machen.